Abstract: Wenn in Russland über den Ukrainekrieg berichtet wird, wirkt es wie ein chaotisches Nebeneinander aus Siegesmeldungen, Drohungen und Verschwörungstheorien. Doch in Wirklichkeit folgt diese Propaganda einem klaren Muster. An der Basis stehen ausgewählte Fakten und gezielte Falschmeldungen, die zu einer scheinbar neutralen Berichterstattung zusammengesetzt werden. Diese wird mit starken Emotionen aufgeladen–Musik, Bilder und Schlagworte lenken die Wahrnehmung. Nationale und internationale „Experten“, auch aus dem Westen, suggerieren Pluralität. An der Spitze dieser „Propagandapyramide“ steht ein geschlossenes Weltbild: Russland als belagerte Festung, der Westen als moralisch verkommen mit der Ukraine als seinem „faschistoiden Vasall“. Widerspruch ist Methode–er soll verwirren und gegen jede Kritik immunisieren. So wird eine alternative Realität erzeugt, in der am Ende nur eines gilt: „Es ist alles nicht so eindeutig.“
Problemdarstellung: Wie gelingt es dem Kreml, durch ein scheinbar chaotisches Nebeneinander von Siegesmeldungen, Drohungen und Verschwörungstheorien ein geschlossenes Weltbild aufrechtzuerhalten und so jede alternative Wahrnehmung systematisch auszuschalten?
Was nun?: Um sich gegen die russische Propaganda adäquat zu wehren, muss der Westen diese nicht nur entlarven, sondern systematisch analysieren. Nur so lassen sich ihre Muster offenlegen und ihre Wirkung im In- wie Ausland begrenzen. Weiters bedarf es einer strategischen Gegenkommunikation, die nicht bloß auf russische Narrative reagiert, sondern eigene Deutungsrahmen setzt und die geistige Landesverteidigung stärkt–von Politik über Medien bis hin zu Bildungseinrichtungen.

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Ein choreographiertes Ritual
Wenn in Russland zur besten Sendezeit über die Ukraine gesprochen wird, gleicht das einem choreographierten Ritual. Mal sind es Huldigungen der Erfolge russischer Streitkräfte, mal martialische Drohungen gegen den Westen, mal hysterische Warnungen vor „Nazi-Horden“. Was in der propagandistischen Dauerbeschallung zunächst wie ein chaotisches Nebeneinander erscheint, folgt in Wahrheit einem präzisen Muster – einem strategischen Zirkelschluss, der den Krieg rechtfertigt, die Bevölkerung verblendet, Fakten fragmentiert und eine alternative Realität schafft. Denn über allem steht das in Russland gängige, resignative Mantra: „Es ist alles nicht so eindeutig.“
Wenn in Russland zur besten Sendezeit über die Ukraine gesprochen wird, gleicht das einem choreographierten Ritual.
Von der Propagandapyramide
Das strukturgebende Element der Desinformationsarchitektur des Kremls kann als Propagandapyramide dargestellt werden. Diese basiert auf einer hierarchischen Ordnung, die gezielt darauf ausgerichtet ist, Wahrnehmung, Denken und Emotionen der Bevölkerung systematisch zu steuern.
Die Ebenen der Propagandapyramide
- Überbau: Geschlossenes Weltbild;
- Dritte Ebene: Expertenmeinungen;
- Zweite Ebene: Emotionalisierende Berichterstattung;
- Basis: Mischung aus Falschinformationen und selektiven Fakten.
Das Fundament der Pyramide bildet ein Mischung aus Falschinformationen und selektiven Fakten. Dabei werden nur jene Ereignisse, die das gewünschte staatliche Narrativ stützen, überhaupt sichtbar gemacht, während widersprechende oder kritische Fakten systematisch ausgeblendet werden. Auf diesen gefilterten Fakten fußt die vermeintlich neutrale Berichterstattung. Doch Neutralität ist in diesem System Illusion: Die Informationssteuerung der Staatsmedien erfolgt durch die Präsidialverwaltung, die bei wichtigen Themen zentrale Talking Points aussendet. Die Berichterstattung wird bewusst mit Emotionen aufgeladen, etwa durch Musik, suggestive Bildmontagen oder die Auswahl sprachlicher Frames, die das Publikum in eine bestimmte Richtung lenken sollen.
Auf der nächsten Ebene folgen die Expertenmeinungen, oftmals international und sogar aus dem westlichen Ausland. So ist nach Februar 2022 neben Jeffrey Sachs auch John Mearsheimer ein gerngesehener wirkmächtiger Gast russischer Propaganda.[1] Die Experten sollen scheinbar unabhängige Standpunkte vertreten, bewegen sich jedoch in eng vorgegebenen Grenzen und reproduzieren den staatlichen Deutungsrahmen. Der solcherart erzeugte Scheindiskurs soll die Illusion einer offenen Debatte schaffen, während inhaltlich nur eine regimetreue Interpretation zulässig bleibt.
An der Spitze der Pyramide verdichtet sich dieses orchestrierte Zusammenspiel zu einem geschlossenen Weltbild: Russland erscheint als „schuldlos belagerte Festung“ im Kampf für die Multipolarität gegen die Globalhegemonie der USA, der Westen als „scheinheiliger“ und „moralisch verfallener Aggressor“, die Ukraine als „faschistoider Vasallenstaat des westlichen Imperialismus“. Dieses Weltbild wird nicht argumentativ verteidigt, sondern durch ständige Wiederholung, gezielte Feindbildkonstruktionen und emotionale Mobilisierung verankert.
So entsteht ein in sich geschlossenes propagandistisches System, das nicht über Tatsachen informiert, sondern gegen Tatsachen immunisieren soll – gegen Zweifel, gegen Kritik und gegen jede Form alternativer Wirklichkeitswahrnehmung.
Die Flexibilität der Wahrheit
Bemerkenswert ist, dass die russische Propaganda kein in sich geschlossenes ideologisches System mehr benötigt. Im Gegenteil: Die Widersprüchlichkeit der Narrative ist Teil dieser Medienstrategie. Die russische Propaganda operiert damit nicht nur in der Tradition klassischer Desinformationsstrategien, sondern spiegelt das, was Baudrillard als „Hyperrealität“[2] bezeichnet: ein Mediensystem, das die Simulation zur eigentlichen Realität erhebt. Michel Foucault würde von einem „Wahrheitsregime“[3] sprechen: einem diskursiven System, das nicht bloß Inhalte produziert, sondern die gesellschaftlichen Regeln und Institutionen definiert, nach denen Wahrheit überhaupt anerkannt oder verworfen wird. Die russische Propaganda operiert genau innerhalb eines solchen Regimes – sie gestaltet nicht nur, was gesagt wird, sondern auch, was als sagbar gilt. In dieser propagandistischen Ordnung wird auch die Illusion von Wahlmöglichkeiten bewusst kultiviert, ähnlich wie von Shoshana Zuboff im Kontext des „Überwachungskapitalismus“[4] beschrieben: Die scheinbare Vielfalt maskiert eine unsichtbare Architektur der Steuerung, in der die gesellschaftliche Wahrnehmung systematisch auf Loyalität gegenüber dem bestehenden Machtgefüge ausgerichtet wird. Diese theoretischen Linien verbinden sich im russischen Kontext zu einem einzigartigen Propagandamodell: Es geht nicht mehr um die Durchsetzung einer verbindlichen Wahrheit, sondern um die kontrollierte Auflösung von Wahrheit als gesellschaftlichem Bezugspunkt.
Mal wird die Ukraine als „schwacher Vasall des Westens“ dargestellt, mal als „übermächtiger Aggressor“. Mal gilt es, das „ukrainische Brudervolk“ vor „Willkürherrschaft nationalistischer Eliten“ zu schützen, mal wird die Vernichtung der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert. Dieses Nebeneinander schafft nicht Verwirrung, sondern Wahlmöglichkeiten für das Publikum. Jeder kann sich das Narrativ heraussuchen, das zu seiner Weltsicht passt. Hauptsache, die strukturelle Loyalität gegenüber dem Putin-Regime bleibt unangetastet. Genau dieses Prinzip ist in Russland zur dominanten Logik geworden. Die russische Propaganda schafft eine Sphäre radikaler Ambiguität, in der selbst offenkundige Fakten als Teil eines größeren Komplotts abgetan werden können.
Mal gilt es, das „ukrainische Brudervolk“ vor „Willkürherrschaft nationalistischer Eliten“ zu schützen, mal wird die Vernichtung der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert.
Die gängige Floskel „Es ist alles nicht so eindeutig“ hat sich dabei zu einer gesellschaftlichen Abwehrformel entwickelt. Der Kern der propagandistischen Erzählung ist die Behauptung, dass man die Wahrheit ohnehin niemals erfahren werde – alles sei zu kompliziert, zu widersprüchlich, zu undurchschaubar. Diese Einstellung ist das Produkt jahrzehntelanger Desorientierung und Entpolitisierung russischer Gesellschaft durch mediale Überreizung, strategische Desinformation und selektive Wahrnehmungssteuerung.[5]
Zwischen Repression und Radikalität
Ein häufig unterschätztes Element ist die hybride Struktur der russischen Medienlandschaft: Selbst in sozialen Netzwerken wie Telegram, die lange als Nischenorte des Widerstands galten, dominiert heute ein erheblicher Anteil radikal-propagandistischer Inhalte. Russische Pro-Kriegs-Blogger, sogenannte „Voenkory“ [Kriegsberichterstatter], genießen dort hohe Reichweiten und treiben eine oft noch radikalere Agenda als die offiziellen Kanäle. Zu den einflussreichsten zählen dabei Rybar,[6] WarGonzo[7] und Alexander Kots,[8] die täglich Frontberichte, strategische Einschätzungen und explizit prorussische Kriegspropaganda veröffentlichen.
Wichtige Voenkory auf Telegram
- Rybar: Einer der größten Kanäle, veröffentlicht taktische Karten und Kriegspropaganda;
- WarGonzo: Frontnaher Kriegsblogger mit hoher Reichweite, häufig Vorwürfe gegen das Verteidigungsministerium;
- Alexander Kots: Kriegskorrespondent mit Zugang zu russischen Streitkräften, teilweise auch regierungskritisch in der Methodik, nicht in der Zielsetzung.
Interessanterweise wird innerhalb dieser Szene das russische Regime regelmäßig kritisiert – allerdings nicht wegen des Krieges selbst, sondern meist mit der Forderung nach härterem, brutaleren Vorgehen – zunehmend auch wegen der schlechten Behandlung russischer Soldaten. Diese systemkonforme Radikalität wird von den russischen Sicherheitsbehörden bislang weitgehend toleriert. Die Voenkory fungieren dabei nicht nur als Verstärker radikaler Kriegsrhetorik, sondern als integraler Bestandteil eines kontrollierten Resonanzraums. Sie schaffen ein propagandistisches Korrektiv von unten, das den Eindruck von Pluralität erzeugt, jedoch in Wahrheit die Grenzen des Sagbaren stabilisiert.
Das scheinbare Nebeneinander von offizieller Linie und radikal-patriotischer Kritik ist somit Teil einer flexiblen Machtarchitektur. Die rote Linie verläuft dort, wo die persönliche Autorität Wladimir Putins infrage gestellt oder die militärische Führung in einer Weise diskreditiert wird, die Zweifel an der Kriegsführung insgesamt wecken könnte. Solange sich die Kritik aber auf das operative Management und die Geschwindigkeit des Krieges beschränkt, bleiben selbst drastische Vorwürfe folgenlos.
Die rote Linie verläuft dort, wo die persönliche Autorität Wladimir Putins infrage gestellt oder die militärische Führung in einer Weise diskreditiert wird, die Zweifel an der Kriegsführung insgesamt wecken könnte.
Die ambivalente Rolle des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB ist dabei zentral: Dieser überwacht die Kanäle genau, schränkt sie aber nicht systematisch ein–im Gegenteil, teilweise dienen sie der gelenkten Ventilfunktion. Über die Voenkory wird Frustration kanalisiert, militärische Erfolge werden heroisiert und das propagandistische Grundnarrativ gestützt. Das scheinbar unkontrollierte digitale Kriegsgeheul ist damit Teil einer flexiblen Machterhaltungsstrategie.
Die klassische Dichotomie–hier das regimetreue Fernsehen, dort das regierungskritische Internet–ist also zu einem Teil überholt. In Russland ist der digitale Raum heute ebenso durchdrungen von staatlicher Propaganda und Kriegsrhetorik wie das Fernsehen.
Das kalkulierte Timing der Drohungen
Wer die Eskalationsrhetorik russischer Medien über Jahre hinweg verfolgt, erkennt ein klares Muster: Die schärfsten Drohungen gegen den Westen–insbesondere nukleare–erfolgen nicht willkürlich, sondern stehen regelmäßig in direktem Zusammenhang mit außenpolitischen Ereignissen. Russische Talkshows und Nachrichtensendungen greifen dann zur atomaren Keule, wenn entscheidende westliche Waffenlieferungen bevorstehen, neue Sanktionspakete verhandelt werden oder symbolisch aufgeladene westliche Gipfeltreffen stattfinden. Besonders deutlich zeigte sich dieses Muster bei den Ankündigungen über die Lieferung westlicher Kampfpanzer und später von F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine–flankiert von einer Flut an Prophezeiungen nuklearer Vergeltung. Solche rhetorischen Spitzen erfüllen mehrere Zwecke: Sie dienen der Einschüchterung des Westens, der Mobilisierung der eigenen Bevölkerung und der Stabilisierung des innenpolitischen Diskurses, indem sie den Krieg als unausweichliche Abwehrschlacht gegen äußere Feinde inszenieren.[9]
Das propagandistische Schweigen
Mindestens ebenso aufschlussreich wie das, was gesagt wird, ist in Russland das, was verschwiegen wird. Die Meuterei Jewgeni Prigoschins wurde medial zunächst totgeschwiegen, später bagatellisiert und schließlich als Konflikt unter Patrioten ohne staatsfeindliche Absichten eingeordnet. Eine offene Debatte über die strukturelle Fragilität des Regimes blieb naheliegenderweise aus. Bis heute wird Prigoschins Marsch auf Moskau nicht als Symptom einer tiefen Krise behandelt, sondern als abgeschlossenes Kapitel, das die Einheit des Staates am Ende sogar gestärkt habe.[10]
Ähnlich verfahren die russischen Medien bei Angriffen innerhalb Russlands, etwa auf die Krim-Brücke oder auf Flugplätze in tiefem russischem Hinterland. Zunächst wird versucht, die Angriffe zu leugnen oder herunterzuspielen. Erst wenn sich die Fakten nicht mehr verbergen lassen, werden die Ereignisse in das bestehende Deutungsmuster eingepasst: als „feiger Terrorismus“, als „Sabotage westlicher Geheimdienste“, als Beweis für die „Niedertracht der Ukraine“.
Erst wenn sich die Fakten nicht mehr verbergen lassen, werden die Ereignisse in das bestehende Deutungsmuster eingepasst.
Die systematische Vermeidung von Diskussionen über die operative Verwundbarkeit Russlands gehört dabei zur Strategie. Dass die Kriegsrealität Russland längst erreicht hat, wird in den Hauptnachrichten nicht thematisiert–stattdessen wird über kleinere Erfolge an der Front, über westliche Dekadenz oder die historische Mission Russlands berichtet.
Die unsichtbaren Toten
Besonders perfide ist der Umgang mit den eigenen Verlusten. Der Krieg hat Hunderttausende Tote und Verletzte gefordert, doch in der russischen Öffentlichkeit sind diese Opfer weitgehend unsichtbar. Offizielle Zahlen werden kaum genannt, Beerdigungen werden lokaler Berichterstattung überlassen oder finden im medialen Abseits statt. Der Tod wird individualisiert und entpolitisiert; er erscheint als Schicksal, nicht als Folge staatlicher Entscheidungen. Gleichzeitig wird der Krieg als patriotischer Akt verklärt, als Prüfung für die „große russische Zivilisation“, in der persönliche Opfer einen quasi sakralen Sinn erhalten.
Die systematische Leerstelle in der Berichterstattung erzeugt dabei genau jenen psychologischen Effekt, den die russische Propaganda gezielt anstrebt: Das gesellschaftliche Gedächtnis formt sich nicht durch das Ereignis, sondern durch das, was kollektiv erinnert oder gezielt verdrängt wird. Die Abwesenheit der Opfer in der medialen Wahrnehmung schützt das Regime vor gesellschaftlicher Erosion.
Der Westen im Spiegel russischer Talkshows
Auffällig ist, dass das russische Propagandanarrativ über die USA nicht konsistent feindlich ist. Donald Trump wird in Russland überwiegend wohlwollend dargestellt–nicht als Feind, sondern als potentieller Partner. Wenn Trump sich kritisch zu ukrainischen Angriffen oder U.S.-Waffenlieferungen äußert, wird dies von russischen Medien mit Genugtuung aufgenommen, oft prominent in Talkshows und Nachrichtensendungen verwertet. Trump gilt dort als Stimme der Vernunft im „kranken Westen“, als Politiker, der den Krieg unnötig finde und sich von der „aggressiven NATO“ distanzieren wolle. Dabei ist auffällig, wie selektiv Trumps Aussagen medial verwertet werden. Komplexe Äußerungen werden auf kriegsablehnende Schlagworte reduziert, kritische Aussagen über Russland bleiben ausgeblendet.
Wenn Trump sich kritisch zu ukrainischen Angriffen oder U.S.-Waffenlieferungen äußert, wird dies von russischen Medien mit Genugtuung aufgenommen, oft prominent in Talkshows und Nachrichtensendungen verwertet.
Dieses Bild wird den Russen systematisch vermittelt: Die USA seien ein gespaltenes Land, das unter der Führung der Demokraten den Krieg begonnen habe, während „Realisten“ wie Trump den Frieden suchen würden. Diese selektive Rezeption dient dazu, die moralische Legitimität des russischen Vorgehens zu untermauern und den Westen als in sich zerstritten darzustellen. Die Debatten in den USA über Waffenlieferungen oder die NATO-Osterweiterung werden dabei nicht als demokratische Willensbildung, sondern als Anzeichen innerer Dekadenz angeführt von einem „allmächtig-korrupten Tiefenstaat“ interpretiert.
Systematische Immunisierung vor der Wahrheit
Russlands Propaganda zielt letztlich nicht darauf ab, die Bevölkerung geschlossen hinter einem ideologischen Banner zu versammeln. Sie immunisiert die Gesellschaft gegen Kritik, erzeugt kognitive Trägheit und emotionale Erschöpfung. Widersprüche werden bewusst produziert, um eine allgegenwärtige Lähmung zu erzeugen. Der Glaube an die Wahrheit hat zu schwinden und der einzig wahrhaftigen Losung „Es ist alles nicht so eindeutig“ zu weichen.
In diesem Sinne ist die russische Propaganda ein System der Desorientierung – eine industriell organisierte Produktion von Ambiguität. Wer sie durchschauen möchte, muss also weniger auf das achten, was ausgesprochen wird, sondern auf das, was unerwähnt bleibt. Denn die gefährlichste Waffe des Systems ist nicht das Wort; es ist das Schweigen.
Dr. Alexander Dubowy; Risiko- und Politikanalyst, Forscher im Bereich internationale Beziehungen, Sicherheitspolitik und Regionalanalysen mit Schwerpunkt auf Osteuropa, Südkaukasus und Zentralasien. Bei den in diesem Artikel vertretenen Ansichten handelt es sich um die des Autors.
[1] Myth Detector, “What Do We Know about Jeffrey Sachs?,” Mythdetector.com, January 29, 2024, https://mythdetector.com/en/what-do-we-know-about-jeffrey-sachs/?utm_source=chatgpt.com; Andrew Gimson, “The Tragedy of John Mearsheimer,” New Statesman, September 29, 2023, https://www.newstatesman.com/ideas/2023/09/tragedy-john-mearsheimer?utm_source=chatgpt.com.
[2] Jean Baudrillard, “Simulacra and Simulation,” Translated by Sheila Faria Glaser, University of Michigan Press, 1994.
[3] Michel Foucault, Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit, Merve Verlag, 1978.
[4] Shoshana Zuboff, The Age of Surveillance Capitalism. The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power, PublicAffairs, 2019.
[5] Peter Pomerantsev, Nothing Is True and Everything Is Possible: The Surreal Heart of the New Russia (New York: PublicAffairs, 2014), 14–15.
[6] @rybar
[7] @wargonzo
[8] @sashakots
[9] Severin Pleyer, “Technological Hype of New Nuclear Delivery Systems – The Neglect of the Concept of Deterrence,” TDHJ (Blog), December 26, 2022, accessed August 21, 2025, https://tdhj.org/blog/post/russia-nucleardelivery-kinzhal-poseidon-skyfall/.
[10] Masha Lipman, “What Does the Wagner Mutiny Mean for Putin’s Regime?,” Brookings Institution, June 27, 2023, accessed August 21, 2025, in What Is the Fallout of Russia’s Wagner Rebellion? (blog), Brookings Foreign Policy, section “Inside Russia,” https://www.brookings.edu/articles/what-is-the-fallout-of-russias-wagner-rebellion/.