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Streitkräfteentwicklung und mögliche Integration Künstlicher Intelligenz

Abstract: Der durch das Vereinigte Königreich verwendete Streitkräfteentwicklungsprozess gilt aufgrund der Nutzung ergänzender Methoden der Zukunftsforschung, als auch durch die Unterteilung des Ablaufes in mehrere, aufeinander aufbauende Unterschritte als zielführend und anpassungsfähig. Stellt man so einem abgeschlossenen Ablauf die moderne Technologie Künstliche Intelligenz (KI) gegenüber, erkennt man, dass diese derzeit noch kein Ersatz für humanes Denken ist, aber schon jetzt unterstützend wirken kann.

Problemdarstellung: Wie stellt sich der britische Streitkräfteentwicklungsprozess dar und welche Möglichkeiten ergeben sich schon jetzt, wenn man Künstlichen Intelligenz bei einer vergleichbaren Aufgabenstellung nutzt?

Was nun?: Der britische Streitkräfteentwicklungsprozess (präziser formuliert: der durch das Vereinigte Königreich genutzte Prozess wie auch die einzelnen Produkte im Licht ihres Zusammenhangs als Ergebnis) sollte aufmerksam durch Staaten, als auch durch internationale Sicherheitsorganisationen, beobachtet und bewertet werden, da viele Produkte für eigene Folgerungen genutzt werden können. Weiters ist öffentlich zugängliche Künstliche Intelligenz schon jetzt fähig, ganzheitlich die wesentlichen Elemente zur Streitkräfteplanung darzustellen. Die zukünftigen Neuerungen in diesem Bereich werden richtungsweisend für Staaten und deren Streitkräfte sein.

Military Force Development

Source: shutterstock.com/Eugene Onischenko

Machtinstrumente des Staates

Als staatliche Machtinstrumente (Subsysteme des Staates, wie z.B. die Diplomatie, das Militär oder die Wirtschaft) bezeichnet man die Mittel eines Staates, um seine politischen Interessen umzusetzen. Es gibt mehrere verschiedene Einteilungen, da die Grenzen zwischen den einzelnen Instrumenten teilweise ineinandergreifen. Eine der gängigsten Ordnungen folgt dem „DIME“-Schema – englisch für Diplomatie, Informationsumfeld, Militär, und Wirtschaft.[1] Diese Werkzeuge müssen jedoch ständig weiterentwickelt werden, um wirkungsvoll zu bleiben. Bezogen auf die Streitkräfte eines Staates bedeutet das die Weiterentwicklung dieser und deren Prozesse.

Als staatliche Machtinstrumente bezeichnet man die Mittel eines Staates, um seine politischen Interessen umzusetzen.

Im Vereinigten Königreich (VK) gliedert sich dieser Prozess in mehrerer Planungsschritte, ist leicht nachzuvollziehen und agil mit gleichzeitiger Beständigkeit. Zukünftige Technologien werden diesen und ähnliche Prozesse beeinflussen und humane Arbeitsschritte möglicherweise bald besser erfüllen können. Die Künstliche Intelligenz (KI) beantwortete dazu in einem Versuch Fragen zur Streitkräfteentwicklung, welche beim zukünftigen Einsatzumfeld begannen und bei Leitlinien zur Anpassung der derzeitigen Streitkräfte endeten. Dieser Versuch ist im Anschluss an den britischen Prozess angeführt und genauer erläutert.

Der britische Prozess als Modell

Der britische Streitkräfteentwicklungsprozess dient dazu, die Streitkräfte möglichst im gesamtstaatlichen Kontext auf zukünftige Herausforderungen und die Auftragserfüllung in wahrscheinlich eintretenden Zukunftsszenarien vorzubereiten. Der Prozess beginnt mit einer strategischen Grundbeurteilung (Global Britain in a Competetive Age), auf welche ein weiteres Zukunftsszenario anhand von Trends (Global Strategic Trends – The Future Starts Today), derzeit bis 2045, gelegt wird. Diese Vision wird dann von drei weiteren Arbeitsschritten genutzt, welche sich beginnend von der strategischen auf die militärstrategische Ebene begeben und die eigentliche Ausprägung der Streitkräfte bis zur Gegenwart konkretisieren. Hervorzuheben an diesem Prozess ist die Gesamtstaatlichkeit. Obwohl die Vision bis 2045 beispielsweise vom britischen Ministry of Defence erstellt wird, nutzen alle Ressorts dieses Produkt, um eine einheitliche Ausrichtung zu gewährleisten.[2], [3]

In der österreichischen Publikation „Trends und Konfliktbild 2030“ wird auf das britische Dokument Global Strategic Trends – The Future Starts Today verwiesen und als für das Österreichische Bundesheer (ÖBH) relevant angesehen. Global Strategic Trends – The Future Starts Today ist jedoch kein abgeschlossenes und alleinstehendes Dokument, sondern vielmehr ein Teil eines Entwicklungsprozesses, welcher im britischen Modell schlüssig und zielführend erscheint.

Aus der regelmäßigen Überarbeitung der Grundlagendokumente können aber Friktionen entstehen, da mit dem Erscheinen des Strategiedokumentes des VK (normalerweise bei jedem Regierungswechsel, aber auch bei sicherheitspolitischen Umbrüchen wie beispielsweise der Krim-Annexion 2014)[4] der Entwicklungsprozess angepasst wird. Folglich verändern sich die Ziele als auch beispielsweise die genutzten Methoden zur Zukunftsforschung.[5]

Aus der regelmäßigen Überarbeitung der Grundlagendokumente können aber Friktionen entstehen, da mit dem Erscheinen des Strategiedokumentes des VK der Entwicklungsprozess angepasst wird.

Somit unterliegen die einzelnen Dokumente einer steten Aktualisierung. Bei größeren Änderungen, wie nach 2014, wurde der gesamte Entwicklungsprozess neu gestartet. Die Überarbeitung der einzelnen Dokumente ist nach näherer Betrachtung aber nicht zwingend in der aufeinander aufbauenden Reihenfolge – das zugrunde liegende Schema wurde durch den Autor nicht erkannt. Ursprüngliche Versionen sind nun aber nicht mehr zugänglich. Es wurde aber im Zusammenhang der einzelnen Dokumente kein Bruch erkannt, vor allem steht für den Autor das Gedankenmodell als Ganzes im Vordergrund und ist vor Bedeutung.

Die Darstellung des Prozesses im Vereinigten Königreich

Der britische Prozess im Überblick[6]

Der britische Prozess im Überblick[6]

Die Grafik beschreibt den britischen Prozess der Streitkräfteentwicklung aus jetziger Sicht. Eine kurze Beschreibung von links nach rechts:

Das Auge markiert den aktuellen Stand, von dieser Stelle aus wird die zukünftige Entwicklung betrachtet. Die ersten beiden Prozessebenen („Current Force“ und „Funded Force“), welche die zeitliche Ausprägung und Doktrin der Streitkräfte bis 2025 darstellen und behandeln, werden nachstehend nicht behandelt, da der Entwicklungsprozess im VK planerisch abgeschlossen ist und auch bereits budgetär hinterlegt ist. Es erfolgt somit keine Anpassung mehr. Konzeptionell werden die Ergebnisse der beiden Schritte im britischen Verständnis zusammengefasst im Integrated Operating Concept (NICHT an der Grafik ersichtlich, da es zum doktrinären Verständnis der britischen Streitkräfte dient und nicht zur Entwicklung dieser), welches sich mit der unmittelbaren Vergangenheit und der Gegenwart beschäftigt.[7]

Der mittlere Schritt, blau umrandet und an der Zeitleiste mit 10 bis 20 Jahren bezeichnet, ist das „Future Force Concept“. An dieser Stelle beginnt der eigentliche Bildungsprozess für Streitkräfte, da ein entsprechender Zeithorizont für eine Entwicklung gegeben ist.

Mit dem „Future Force Concept“ wird die geistige Ausrichtung vom Development, Concept und Doctrine Center (DCDC) des britischen Verteidigungsministeriums gestaltet. Das DCDC wurde 1998 als Ergebnis einer strategischen Neuorientierung gegründet. Es wurde erkannt, dass für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Streitkräfte eine einheitliche und (teilstreitkräfte-) übergreifende Vision notwendig ist.[8]

Der nächste, rechte Abschnitt im Pfeil, Conceptual Force, mit 30 Jahren bezeichnet, beinhaltet zwei Produkte. Das Future Operating Environment (FOE)[9] und die Global Strategic Trends (GST)[10]. Die Trends beinhalten den gesamtstaatlichen, strategischen Kontext. Sie sind in gewisser Hinsicht der „Ankerpunkt“ der Planungen.

Das FOE stellt den militärischen Rahmen innerhalb der GST dar. Es werden die Charakteristika zukünftiger Operationen möglichst fundiert dargestellt. Das Ziel ist ein umfassenderes Verständnis, welches sich an alle britischen Ministerien sowie nicht-staatliche Akteure richtet. Die Zusammenarbeit soll durch das bessere Verstehen der einzelnen Rollen im gesamtstaatlichen Ansatz gesteigert werden.[11], [12]

Das Ziel ist ein umfassenderes Verständnis, welches sich an alle britischen Ministerien sowie nicht-staatliche Akteure richtet.

Nennenswert sind in diesem Zusammenhang sowohl ein bemerkenswerter prozessualer Meilenstein als auch ein kreativer Bestandteil. Der erste ist die strategische Neubeurteilung der Lage, welche 1998 und 2015 einen neuen Ablauf in Gang gesetzt haben. Global Britain in a Competitive Age ist auch 2021 wieder erschienen.[13] Die Auswirkungen auf die untergeordneten Dokumente sind aus derzeitiger Sicht noch nicht absehbar. In diesem Dokument werden die „vital interests“ des VK definiert. Es erscheint periodisch bei einem Regierungswechsel oder anlassbezogen nach geopolitischen Umbrüchen.

Der zweite, kreative Bestandteil ist eine Auftragsarbeit des Defence Science and Technology Laboratory (DSTL), erteilt an zwei Autoren des Fiktion-Genres.[14] In einem kompakten Sammelband (Stories from Tomorrow) werden acht Kurzgeschichten mit möglichen zukünftigen Trends und Technologien beschrieben.

„In summary, the aspiration for these useful fiction stories is that they are both entertaining and informative. Through immersion in narratives, settings, and characters designed to share research insights, a reader can develop a clearer understanding of the potentially transformative technologies identified by Dstl as well as how they might shape the future of conflict from a human perspective. That mix should hopefully make the stories a very useful read, indeed.“[15]

Diese Geschichten – mit ihrem kreativen Anteil sowie der fundierten Aufbereitung – tragen gemäß der Beschreibung[16] konkret zur Erstellung der strategischen Beurteilung der Lage bei. Sie helfen den Entscheidungsträgern, Technologien und deren Verwendung einzuschätzen und tragen so zu einer genaueren Vision bei.

Bevor nun zu einer detaillierten Beschreibung der einzelnen Schritte übergegangen wird eine Anmerkung zu den ersten beiden Schritten, „Current“ und „Funded Force“: Der Artikel bezieht sich mit Masse auf den Prozess als Gesamtes und welche abgerundeten und ineinandergreifenden Ergebnisse er liefert. Beim VK verläuft dieser Prozess zyklisch, er wird mit einem strategischem Mutterdokument zu Regierungswechseln als auch zu markanten geopolitischen Zeitpunkten (Bsp.: Afghanistan und Irak, der arabische Frühling sowie die Krim-Annexion)[17] neu gestartet. Es erfolgt eine neue Beurteilung der Lage und folglich eine Anpassung des Prozesses.[18] Die ersten beiden abgebildeten Prozessschritte sind das Ergebnis des Vorläuferzyklus (Future Character of Conflict, FCoC[19] 2015 beendet und in den neuen Prozess übergeführt), sie stellen somit die Ausgangslage des VK in militärischer Hinsicht dar. An diesem Beispiel lässt sich erstens die Adaptierungsfähigkeit des Prozesses erkennen, und zweitens die Bedeutung allgemein: Ohne einem vergleichbar durchdachten Ablauf würden die Rahmenbedingungen vermutlich anders aussehen.

Der britische Prozess in der Übersicht, Grafik vom Verfasser erstellt.

Der britische Prozess in der Übersicht, Grafik vom Verfasser erstellt.

Die einzelnen Schritte des Prozesses anhand ihrer Dokumente im Überblick

Die folgende Darstellung beleuchtet die Dokumente in genau gegengleicher Reihenfolge, um mit dem geistigen Ankerpunkt des Ablaufes (ist gleich dem einzig richtigen und sinnvollen Beginn des Prozesses) zu beginnen. Eine Erarbeitung von „links nach rechts“, „von unten nach oben“ würde dem Verständnis schaden als auch die deduktive Natur des Prozesses (vom Allgemeinen zum Speziellen, vom Großen logisch fortfolgend zum Kleinen) schmälern. Vom obersten Element wird der Hierarchie folgend nach unten gearbeitet.

Global Britain in a Competitive Age[20]

Um eine strategische Umrandung für die weiteren Dokumente zu schaffen, werden als Grundlage vergangene, bedeutende Entwicklungen angeführt (beispielsweise die COVID-19 Pandemie, die Entsendung von Truppen im Rahmen von friedenserhaltenden Missionen, eine verstärkte Zusammenarbeit im pazifischen Raum, als auch die Zusammenarbeit mit der NATO allgemein)[21] und deren Konsequenzen als Basis für die weitere Ausrichtung des VK beschrieben.

Das Dokument leitet aus den bereits angeführten „vital interests“ auch die strategischen nationalen Interessen ab: Souveränität, Sicherheit und Wohlstand. Diese Interessen verbinden alle britischen Staatsbürger:innen und einen sie in der Zielerreichung.[22]

Global Strategic Trends: The Future Starts Today, GST[23]

„Global Strategic Trends (GST) provides a strategic context for those in the Ministry of Defence (MOD), and wider government, who are involved in developing long-term plans, policies and capabilities. Without an impartial strategic context there is a risk that planners, policymakers and capability developers would assume a future that supports their assumptions and bias. This publication seeks to improve foresight and encourage better strategic choices to shape the future we want, build preparedness for alternative futures, and create an organisation that can adapt to the evolving future.“[24]

In dieser Zielformulierung sind die wesentlichen Grundlagen für eine Streitkräfteentwicklung enthalten. Genau an diese entscheidungstragenden Stellen sind die GST gerichtet. Die erkannten Trends werden in folgende Kategorien eingeteilt (Anpassung, Nutzung, Abschwächung, Maßnahmen und Unterlassung) und VK entscheidet von Fall zu Fall wie mit ihnen verfahren werden soll. Zum Beispiel muss sich das VK der zunehmend multilateralen Weltordnung anpassen, es kann sich die Vernetzung (bezogen auf den Informationsraum) zunutze machen, aber die Auswirkungen des Klimawandels müssen abgeschwächt werden. Es ist ersichtlich, dass sich dieses Schriftstück eher an der strategischen Ebene orientiert – es werden nur wenige konkrete Ableitungen getroffen, vielmehr stellt es einen Pfad mit linker und rechter Grenze dar.[25]

Future Operating Environment 2035, FOE35[26]

„FOE 35 describes the potential characteristics of the future operating environment, and is designed primarily to inform UK Defence and security policy-makers and our Armed Forces more broadly. However, it is intended to have applicability across UK Government and agencies to help inform their understanding of the future operating environment in which we all (military, other UK Government departments, international organisations and agencies) may find ourselves operating in 2035.“[27]

Das FOE35 ist der militärstrategischen Ebene zuzuordnen. Es geht im Detail auf die Schere Budget und Streitkräfteentwicklung ein, beschreibt zukünftige Herausforderungen und leitet die benötigten Fähigkeiten ab. Als Grundlage wird auf die strategische Ausgangslage eingegangen. Diese leitet sich aus Global Britain in a Competitive Age und aus den GST ab und stimmt in den Ausführungen mit beiden überein. Gleich wie in den GST wird auch die Notwendigkeit des Verstehens des Umfeldes, welches mit Masse komplexer wird, erkannt und ein Fokus daraufgelegt.[28]

Das FOE35 ist der militärstrategischen Ebene zuzuordnen. Es geht im Detail auf die Schere Budget und Streitkräfteentwicklung ein, beschreibt zukünftige Herausforderungen und leitet die benötigten Fähigkeiten ab. Als Grundlage wird auf die strategische Ausgangslage eingegangen.

Future Force Concept, FFC[29]

„Joint Concept Note (JCN) 1/17, Future Force Concept combines the separate environmental operating concepts into a single publication. Its purpose is to guide coherent future force development in the strategic headquarters and in all commands, beyond current policy and resource horizons. As the authoritative high-level analytical concept, it supports balance of investment decision-making to shape the design and development of the future force out to 2035.“[30]

Das FFC ist in vier Teilen aufgebaut. Es beginnt mit einem strategischen Kontext und hebt danach die Wichtigkeit von Joint Action (das teilstreikraftübergreifende, koordinierte Handeln im Wirkungsverbund) hervor. Hier ist explizit das Informationsumfeld und die Bedeutung von Handlungen in diesem hervorgehoben. „Information“ ist das verbindende Element der fünf Dimensionen (Weltraum, Cyber, See, Land, Luft). Das Dokument gipfelt in neun Prüffragen anstelle von abgeleiteten Fähigkeiten. Diese Fragen müssen in Zukunft durch das Verteidigungsressort als Gesamtes beantwortet werden – der genaue Weg ist noch unklar, beziehungsweise wird sich durch Forschung und Entwicklung ergeben. Diese Fragen sind zwar primär an die (militär-)strategische Ebene gerichtet, können aber auch operativ genutzt werden. Gemäß der Zielsetzung des Papiers ist auch die Verknüpfung mit Ressourcen und Zielsetzung gegeben –, was eine genaue hierarchische Einordnung erschwert. Eine Betrachtung des FFC als Querschnittsdokument mit Bezug zur taktischer und zur strategischen Ebene, auch im Sinne der geforderten Joint Action, erscheint sinnvoll.

Bewertung und Folgerungen aus dem britischen Prozess

Der britische Prozess beginnt immer mit einer grundlegenden Neubeurteilung der Lage. In den Dokumenten wird hier auf die Jahreszahlen 1998 sowie 2015 verwiesen. In den Strategic Reviews werden zu entscheidenden (geopolitisch bedeutenden) Zeiten als Grundlagen für weitere Beurteilungen geschaffen. Diese Anleitung des Prozesses, zum Beispiel unter Nutzung der Vision in Global Britain in a Competitive Age,[31] ist zweckmäßig, da es überbordende (Detail-)Steuerung unterbindet und die Entwicklung an eine gemeinsame Ausrichtung bindet.

Die Grundlage für die konkreteren Dokumente bildet eine strategische Vorschau, welche auch Österreich für seine Zukunftsstudien benutzt, zum Beispiel in der Publikation Trends und Konfliktbild.[32] Dieser Schritt ist als wesentliches grundlegendes Element im Strategic Foresight Prozess zu verstehen. Auch die kreative Annäherung mittels Fiktion ist eine valide Methode. Bereits hier ist jedoch eine Schere zwischen Österreich und dem VK erkennbar – man muss über die notwendigen Ressourcen und Mittel, als auch über den Willen verfügen, um die Zukunft und die Interessens- und Einflusssphäre aktiv zu gestalten. Das VK führt diese aktive Gestaltung und Positionierung innerhalb der Weltordnung in den Dokumenten aus, und sucht auch in der Kooperation mit Bündnispartnern seine Ziele zu erreichen.

Die Grundlage für die konkreteren Dokumente bildet eine strategische Vorschau, welche auch Österreich für seine Zukunftsstudien benutzt, zum Beispiel in der Publikation Trends und Konfliktbild.

Der britische Prozess unterteilt die zukünftige Gestaltung in, für den angewandten Prozess selbst, sinnvolle Zeitetappen, welche ineinandergreifen. Als besonderes Beispiel ist die nahtlose Fortführung des FCoC zu dem FOE35 Projekt zu nennen. Der derzeitige Ist-Stand der britischen Streitkräfte ist aus dem vorgestellten Prozess abgeleitet und trotzdem problemlos in den derzeitigen/zukünftigen Prozess eingearbeitet. Wie am Beginn des Artikels bei der Beschreibung der Grafik angeführt erkennt man das zum einen im Integrated Operating Concept als Endprodukt und an der „Current“ und „Funded Force“.

Die Erkenntnisse des britischen Strategic Foresight sind das Ergebnis verschiedener angewandter Methoden, welche sich gegenseitig ergänzen und so zu einem kohärenten Konzept zur Streitkräfteplanung der nahen und mittleren Zukunft führen. Horizon Scanning und Trendanalyse lassen sich bereits bei „GST“ erkennen, anhand der Trends wird das zukünftige Umfeld erläutert. Forecasting ist in allen Dokumenten gegeben, da es die Ableitungen aus den anderen Methoden unterstützt und detailliert beschreibt. Es unterstützt zum einen bei der Erstellung und der Bearbeitung der Trends. Zum anderen wird es genutzt, um die Ergebnisse brauchbar und möglichst realistisch zu verwerten.

Die Erkenntnisse des britischen Strategic Foresight sind das Ergebnis verschiedener angewandter Methoden, welche sich gegenseitig ergänzen und so zu einem kohärenten Konzept zur Streitkräfteplanung der nahen und mittleren Zukunft führen.

Die Jahreszahlen der Veröffentlichung der Dokumente besagen, dass die einzelnen Dokumente einem Überarbeitungsschritt unterworfen sind. Auf welche Entwicklungen die Adaptionen Rücksicht nehmen, kann aus dem zur Verfügung stehenden Material nicht erkannt werden. Für das Jahr 2015 ist vermutlich die Entwicklung in der Ukraine als prägend anzuführen.

Als wesentliche Folgerungen lässt sich zusammengefasst für den britischen Prozess festhalten:

  • Der britische Streitkräfteentwicklungsprozess ist in sich selbst[33] und auch von außen[34] als geschlossen zu beurteilen und verspricht demnach eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit und Genauigkeit in den Beurteilungen;
  • er kann als beispielhaft bezeichnet werden und sollte mit Fokus betrachtet werden, um einen analogen eigenen Ablauf zu erstellen oder diesen zu verbessern;
  • es erscheint notwendig, dass dieser Prozess seinen Ursprung im gesamtstaatlichen Kontext hat. Eine Einzelarbeit, ohne einer übergreifenden Leitlinie, kann vermutlich nicht gleichfolgend zielgerichtet und entschlossen auf Veränderungen reagieren;
  • der genutzte Methodenmix verspricht eine adäquat angepasste Gestaltung der Streitkräfte – zumindest kann dieses an die entscheidenden Stellen nachvollziehbar und fundiert weitergegeben werden;
  • trotz der angestrebten Stringenz ist eine Anpassung des Prozesses aufgrund grundlegender (geopolitischer) Ereignisse zu erkennen. Das ist grundsätzlich als positiv zu bewerten, wenn der Prozess so flexibel ist, um darauf reagieren zu können.

Zukünftige Technologie und Strategic Foresight am Versuch ChatGPT

Um die Leistungsfähigkeit der KI zu testen, sind ihr fünf Fragen gestellt worden. Beginnend bei dem generellen Einsatzumfeld 2040 über benötigte Fähigkeiten bis hin zu einem möglichen Fähigkeitenträger orientieren sich diese in der Formulierung an dem zuvor beschriebenen britischen Prozess der Streitkräfteentwicklung. Es sind nicht alle Fragen des eigentlichen Versuches dargestellt, da sie das Ziel verfehlten (manche Antworten als auch die Fragen drifteten zu sehr in die Science Fiction ab) oder die Antworten Wiederholungen waren.

In einer erneuten Eingabe der Fragestellungen zeigte sich, dass die Antworten der KI nicht reproduzierbar sind. Sie unterscheiden sich von Version zu Version. Auch bei verschiedenen Accounts antwortete die KI unterschiedlich. Somit bezieht sich die Bewertung nur auf die Aussagen in diesem gemachten Versuch und können nicht generell für die KI angewandt werden.

Die Fragen an und die Antworten der die KI werden als direktes Zitat dargestellt. Die Beurteilung erfolgt im Fließtext, und die Folgerungen sind ans Ende des Kapitels gestellt. Zur besseren Übersicht werden die Fragen fett markiert, wesentliche Punkte in der Antwort der KI fett und unterstrichen. Die Erläuterungen werden mit „E“ gekennzeichnet, die Bewertungen mit „B“ und diese finden sich immer im Anschluss an die Frage oder die Antwort und sollen dem Leser das Verständnis erleichtern.

„What will the future battlefield look like in 2040? Identify 5 key issues that will be different due to new technologies and drivers for change. 150 words maximum.“[35]

E: Am britischen Prozess orientierte Fragestellung, um einen Ankerpunkt in der Zukunft zu generieren. Die Begrenzung auf 5 zentrale Themen erfolgte, um überbordende Antworten zu vermeiden.

„In 2040, the battlefield is expected to undergo significant transformations driven by new technologies and evolving dynamics. Here are five key issues that will shape the future battlefield:

  1. Autonomous Systems: Advances in artificial intelligence (AI) will lead to widespread deployment of autonomous systems, including drones, robotic soldiers, and intelligent vehicles. These systems will play a crucial role in reconnaissance, surveillance, and combat operations, reducing the risk to human personnel.
  2. Cyber Warfare: The battlefield of 2040 will be highly interconnected, with an increased reliance on networked systems. This vulnerability will give rise to sophisticated cyber warfare capabilities, enabling adversaries to disrupt communication networks, target critical infrastructure, and manipulate information.
  3. Enhanced Soldier Augmentation: Soldiers will be equipped with advanced exoskeletons, enhanced sensory capabilities, and neural interfaces, significantly augmenting their physical and cognitive abilities. This augmentation will improve endurance, situational awareness, and decision-making, giving soldiers a significant edge in combat.
  4. Electromagnetic Spectrum Dominance: Control over the electromagnetic spectrum will become a vital aspect of future warfare. Adversaries will seek to disrupt or exploit communication systems, radar, and electronic warfare capabilities. Techniques like directed energy weapons and electronic countermeasures will be employed to gain superiority.
  5. Multi-Domain Operations: Future battlefields will require seamless integration of land, air, sea, space, and cyberspace domains. Military forces will focus on joint operations, integrating various platforms and capabilities across domains to achieve synergistic effects and overwhelm adversaries.

These changes will fundamentally alter the nature of warfare, emphasizing speed, precision, and adaptability. While these advancements bring new opportunities, they also raise ethical, legal, and strategic challenges that demand careful consideration.“[36]

B: „Autonomous systems“ wurden auch vor der Trennung der KI zum Internet allgemein (2021) bereits öffentlich thematisiert und war sicher der vorherrschende Punkt in der Betrachtung der zukünftigen Entwicklungen (Beispiel: Angeführt in der Bewertung der zukünftigen technologischen Entwicklung im FOE[37]). „Networks / networked Systems“ stellen für beide Seiten eines Konflikts eine Herausforderung dar (Beispiel: ebenfalls im FOE des VK wird darauf verwiesen[38]), respektive der Schutz und die Zerstörung. „situational awareness“ und “decision-making” sind ständige Begleiter und Herausforderung. „Military Forces will focus on joint operations…“ könnte in dieser Formulierung auch in dem Fiel Manual 3-0, Operations, der U.S. Army (FM 3-0 Operations)[39] stehen, obwohl zu dem Zeitpunkt der Trennung der KI vom Internetzugang noch nicht veröffentlicht war/ist. Das FM 3-0 hat beispielsweise als Zielsetzung bereits im Vorwort die Beschreibung des Teilbeitrages der Army für Joint Operations.[40] Weiters findet sich der Begriff „nodes“ in der TRADOC Publikation über die Rolle der U.S. Army 2028.[41] Dieses öffentlich zugängliche Dokument könnte hier Einfluss auf die Antwort der KI gehabt haben. Allgemein ist der Fokus der KI auf die Kampfunterstützung auffallend, nur der Punkt 5 bezieht sich im weiteren Sinne auch auf den Einsatz von Kampfelementen. Aus Sicht des Autors kann man hier auch eine Anleitung über ein zukünftiges Shaping eines Gefechtsfeldes erkennen.

„How must a force, an army, look like to dominate in this battlefield? Provide 3 main characteristics and also suggest how to organize this army.“[42]

E: Der Begriff “dominate” wurde gewählt, da er vom Autor als übergreifend (im Sinne nicht einschränkend bei der Beantwortung) gilt. Es wurde versucht, möglichst unvoreingenommen eine kurze und knappe Antwort zu erhalten.

„To dominate the future battlefield, a force must adapt to the evolving nature of warfare. Here are three main characteristics that would be crucial for such a force:

  • Technological Superiority: The force must prioritize investments in cutting-edge technologies and maintain a significant technological advantage over potential adversaries. This includes autonomous systems, advanced AI, cyber defense capabilities, and superior electronic warfare systems. Continuous research and development, collaboration with the private sector, and agile acquisition processes are necessary to ensure technological superiority.
  • Integrated Joint Operations: The force should prioritize joint operations, seamlessly integrating capabilities across domains such as land, air, sea, space, and cyberspace. This requires interoperability, shared situational awareness, and effective command and control structures. The force must develop joint training programs, exercise interoperability regularly, and establish robust communication and data-sharing networks.
  • Agile and Adaptive: The force must be highly agile and adaptive to rapidly changing circumstances on the battlefield. This involves cultivating a culture of innovation, fostering decentralized decision-making, and emphasizing flexibility in tactics and strategies. The force should encourage creativity and initiative among its personnel, promote a learning environment, and invest in training programs that emphasize adaptability.

In terms of organization, the army could adopt the following approaches:

  1. Flat Organizational Structure: A flatter hierarchy promotes quicker decision-making and facilitates better communication across units. Empowering lower-level commanders and reducing bureaucracy can enhance the army’s ability to respond swiftly and effectively to dynamic situations.
  2. Multi-Domain Task Forces: Establishing task forces that are specifically designed to operate across multiple domains will enable seamless integration of capabilities. These task forces should comprise personnel with expertise in various domains and possess the flexibility to operate jointly.
  3. Specialized Units: Develop specialized units dedicated to cyber operations, electronic warfare, and information warfare. These units should possess the latest technological expertise and be prepared to counter emerging threats in the digital realm.
  4. Enhanced Training Programs: Invest in comprehensive training programs that emphasize joint operations, technological proficiency, and adaptability. Simulated exercises, realistic scenario-based training, and continuous professional development will ensure the force remains prepared for the challenges of the future battlefield.

By embracing these characteristics and organizational approaches, an army can enhance its capabilities and improve its ability to dominate the future battlefield.“[43]

B: Technologischer Vorsprung, agile und schnelle Entscheidungsfindung, domänenübergreifendes Handeln, und Anpassungsfähigkeit sind richtige, aber auch nichts aussagende Formulierungen (und können inhaltlich vollzählig auch beispielsweise im FOE gefunden werden[44]). Sie helfen, die gedankliche Ausrichtung der weiteren Planung, die geistige Rahmensetzung, zu verstärken. Man kann die Antwort in dieser Hinsicht als (militär-)strategische Richtungsvorgabe oder Bewertungskriterien betrachten. Dem zweiten Teil der Antwort über die Beschaffenheit der Organisation ist ebenso nichts hinzuzufügen. Ebenso eher unkonkret, aber für ein Grundlagendokument ausreichend. Im Kern sind diese Erkenntnisse nicht neu. Sie treffen in ihren Formulierungen die (zeitlosen) Notwendigkeiten jeder Streitkraft: Schnelligkeit, Training, Überlegenheit sowie Zusammenarbeit.

„Describe the main capabilities needed for a force in bullet points. Keep a short answer.“[45]

E: Mit dieser Frage wurde versucht, eher auf militärische Fähigkeiten nach geltendem Verständnis einzugehen. Dieses Ziel wurde nur teilweise erreicht.

  • „Technological Superiority
  • Integrated Joint Operations
  • Cyber Defense Capabilities
  • Autonomous Systems
  • Agile and Adaptive
  • Superior Electronic Warfare Systems
  • Interoperability
  • Shared Situational Awareness
  • Effective Command and Control Structures
  • Decentralized Decision-Making
  • Flexibility in Tactics and Strategies
  • Innovation Culture
  • Specialized Units (Cyber, Electronic Warfare, Information Warfare)
  • Comprehensive Training Programs“[46]

B: Interessant sind hier die „Cyber Defense Capabilities“. Diese lassen darauf schließen, dass die KI Zugriff auf die NATO Capability Codes und Capability Statements mit Stand 2016 (NATO CC&CS)[47] hatte. Dort werden die defensiven Cyber Fähigkeiten im Bereich Protect angeführt,[48] als auch querschnittlich als Fähigkeitsanforderung an die Führung auf unterschiedlichen Ebenen formuliert. (Beispiel: Command and Control – tactical[49]) Allgemein gilt, der Fokus auf spezialisierte Einheiten (Cyber, Electronic Warfare, Information Warfare) ist als richtig zu bewerten, jedoch können diese militärische Kernfähigkeiten nur unterstützen. Im Sinne einer Joint Force ist auch der „kinetische“ Anteil nicht zu vernachlässigen. Das FM 3-0 Operations führt aus, dass die maßgebliche Fähigkeit einer Truppe der U.S. Army „Lethality“ ist, welche durch den Verbund an Effektoren (dimensionsübergreifend) verstärkt wird.[50] Diese Erkenntnis kommt hier zu kurz. Allgemein ist eine Konzentration auf grundlegende Fähigkeiten (der kinetische Einsatz) nicht zu erkennen, die KI gestaltet die Antworten eher nicht-kinetisch.

„Can you think of a weapon system for this battlefield that will give a distinctive advantage? Describe it in no more than 200 words. Also include logistical features.“[51]

E: Hier wurde versucht, mehr auf einen kinetischen Aspekt einzugehen.

„One weapon system that could provide a distinctive advantage on the future battlefield is a highly advanced and versatile Unmanned Combat Vehicle (UCV) called the „Sentinel.“

The Sentinel is a compact, autonomous UCV designed for a wide range of combat scenarios. It combines the firepower and mobility of a main battle tank with the agility and precision of an unmanned system. Equipped with advanced AI, sensor suites, and advanced targeting systems, the Sentinel can autonomously engage multiple targets simultaneously with great accuracy.

Key features of the Sentinel include:

  • Armament: The Sentinel is armed with a fully stabilized, high-velocity smoothbore cannon capable of engaging both armored and soft targets. It also has a secondary weapon system, such as a remote-operated machine gun, for engaging infantry or aerial threats.
  • Stealth and Protection: The Sentinel incorporates stealth technology, reducing its radar and thermal signature. It has composite armor with reactive and adaptive properties, offering enhanced protection against various threats. Additionally, it utilizes active defense systems like countermeasures and anti-projectile systems to intercept incoming threats.
  • Autonomy and Intelligence: The Sentinel leverages advanced AI algorithms, enabling it to operate autonomously or under remote supervision. It possesses robust target recognition and tracking capabilities, allowing it to identify and engage threats with minimal human intervention. The AI also facilitates adaptive tactics and situational awareness, making it a formidable opponent.

Logistical features of the Sentinel include:

  1. Remote Logistics Support: The Sentinel can autonomously navigate to designated resupply points to receive fuel, ammunition, and maintenance support. It communicates with logistical units to efficiently plan and execute resupply operations, minimizing the need for human intervention.
  2. Interoperability: The Sentinel seamlessly integrates with existing logistical and command systems, allowing for real-time data exchange and coordination with other units. This ensures efficient coordination and enhances overall operational effectiveness.
  3. Modular Design: The Sentinel incorporates a modular design, allowing for quick component replacements and upgrades. This reduces maintenance downtime and enables adaptability to evolving mission requirements.

The Sentinel offers a distinctive advantage by combining the firepower, agility, and autonomy of unmanned systems with advanced AI capabilities. Its advanced features and logistical support contribute to improved combat effectiveness and operational efficiency on the future battlefield.“[52]

B: Die wesentlichen Eckpunkte eines zukünftigen Fähigkeitenträgers wurden herausgearbeitet. Besonders interessant sind die Überlegungen aus dem logistischen Bereich, da sie sich mit den aktuellen Herausforderungen der Logistik derzeit decken. Im Bereich der selbstständigen Entscheidungsfindung ist der Punkt: „with minimal human intervention“ hervorzuheben. Ein Bekämpfen von Zielen ohne humanen Input ist auch hier von der KI nicht angestrebt. Dies lässt Rückschlüsse auf, die im Internet zu findende Masse an ethischen und moralischen Diskussionen im Umgang mit modernen Technologien schließen.

„Let´s go back to the army design and organization mentioned earlier. Provide 5 bullet points that would support the transformation from a nowadays army to a future force, also include one logistic point.“[53]

„To support the transformation from a present-day army to a future force, the following bullet points outline key aspects to consider:

Technology Modernization:

  • Prioritize investments in research and development to embrace emerging technologies.
  • Establish partnerships with the private sector to leverage advancements in AI, robotics, and other cutting-edge fields.
  • Implement agile acquisition processes to expedite the integration of new technologies into the force.

Training and Education:

  • Develop comprehensive training programs that focus on emerging technologies, joint operations, and adaptive thinking.
  • Incorporate simulated exercises and realistic scenario-based training to enhance readiness and decision-making skills.
  • Emphasize continuous learning and professional development for personnel at all levels.

Doctrine and Strategy:

  • Review and update military doctrines and strategies to incorporate the implications of new technologies and changing battlefield dynamics.
  • Foster a culture of innovation and encourage flexibility in tactics, allowing for adaptive responses to evolving threats.

Organizational Structure:

  • Adopt a flatter organizational structure to promote faster decision-making and streamlined communication.
  • Establish multi-domain task forces that can seamlessly integrate capabilities across land, air, sea, space, and cyberspace.
  • Encourage decentralized command and control to empower lower-level commanders and enhance operational agility.

Logistic Support:

  • Develop robust logistical capabilities to support advanced technologies and future force requirements.
  • Prioritize the establishment of resilient and agile supply chains to ensure timely and efficient distribution of resources, including fuel, ammunition, and maintenance support.

By focusing on technology modernization, training and education, doctrine and strategy, organizational structure, and logistical support, armed forces can better transition and adapt to the requirements of the future battlefield. These factors collectively contribute to enhancing readiness, effectiveness, and operational success in the face of emerging challenges.“[54]

B: Die Punkte lassen sich sehr gut die Entwicklungslinien bei der Streitkräfteentwicklung erkennen. Anhand der folgenden Tabelle werden die Linien mit den Antworten der KI gegenübergestellt und inhaltlich verglichen. Bemerkenswert ist die hohe Übereinstimmung der Punkte. Die Ausnahme stellen die Personalgewinnung und Logistic Support dar. Ersteres wurde nicht erkannt. Der Fokus auf Logistic Support ist vermutlich der Fragestellung („…include one logistic point“) zuzuschreiben.

Vergleich Entwicklungslinien und Antwort KI, Tabelle durch den Verfasser erstellt[55]

Vergleich Entwicklungslinien und Antwort KI, Tabelle durch den Verfasser erstellt[55]

Folgerungen aus dem KI-Versuch

Bei dem Versuch wurde dem Ablauf des britischen Modells gefolgt. Aus einer Darstellung, wie sich das zukünftige Gefechtsfeld darstellt, sollten mithilfe der KI gewisse Richtlinien für eine Streitkräfteplanung und -entwicklung erarbeitet werden. Rückblickend betrachtet sind die Aussagen der KI absolut mit derzeitigen internationalen Dokumenten vergleichbar, wenn die betrachtete Ebene vage genug bleibt. Es wurde zwar versucht, mit Details und konkreteren Fragestellungen etwas in die Tiefe zu gehen, jedoch mit bedingtem Erfolg. Ebenso orientierte sich die KI zu unkreativ an bereits bestehenden Ideen.

Die inhaltliche Vollzähligkeit der letzten Antwort („5 bullet points for transformation“) wurde erst nach Abschluss des Versuches bei der Bewertung erkannt. Hier ist eine Konzentration auf einen einzelnen Punkt jedoch unzweckmäßig. Die KI gibt aktuell bestehendes Wissen wieder, hilft aber dabei, dieses sinnvoll und rasch zu clustern und eine Problemstellung von mehreren Seiten zu beleuchten. Es war überraschend, wie (nahezu) vollzählig die Entwicklungslinien innerhalb kürzester Zeit angeführt wurden. Vermutlich wird die Leistungsfähigkeit noch steigen. Ebenso ist das Leistungsvermögen einer öffentlich zugänglichen KI beachtlich. Vermutlich wird das die neueste Entwicklungsform sein.

Die inhaltliche Vollzähligkeit der letzten Antwort wurde erst nach Abschluss des Versuches bei der Bewertung erkannt. Hier ist eine Konzentration auf einen einzelnen Punkt jedoch unzweckmäßig.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich die Antwort der KI wie eine Zusammenfassung historischer oder aktueller Dokumente liest. Natürlich sind inhaltlich genauere Formulierungen zu treffen, ebenso ist eine in die Tiefe gehende Bearbeitung nicht zu ersetzen, jedoch ist die KI schon jetzt in der Lage das Grundgerüst für ein strategisches Dokument zu liefern. Derzeit ist die KI aber noch nicht in der Lage, kritisches, humanes, kreatives Denken zu ersetzen, jedoch kann sie Unterstützung leisten.

Schlussbetrachtung

Der britische Prozess verspricht in seiner Gesamtheit eine geschlossene und valide Beurteilung als auch Antizipation der Zukunft. Die genutzten Methoden der Zukunftsforschung, die Redundanz der einzelnen Produkte und vor allem die Gesamtstaatlichkeit des Ablaufes ist als beispielgebend zu betrachten. Beispielsweise nutzt das Österreichische Bundesheer die Produkte des VK als Grundlage für die eigenen Erarbeitungen. Natürlich reicht eine reine Übernahme aber nicht, da schon die eigenen Ambitionen und vor allem die Ausgangsbasis zu berücksichtigen und einzubringen sind, es zeigt jedoch, dass der britische Prozess eine beachtenswerte Vorlage und auch verwendbare Produkte liefern kann.

Bezogen auf die Möglichkeiten bietet sich der Feldversuch mit der KI als interessante Variante an. Die Qualität der KI ist zwar noch nicht ausgereift und auch die Kreativität lässt zu wünschen übrig, doch zeigt sich die anbahnende Unterstützungsleistung. Wenn auch eine komplett selbstständige Erstellung diverser Grundlagenpapiere (derzeit) noch nicht möglich erscheint, so hilft die Technologie sehr wohl dabei, das Problem rasch von allen Seiten zu beleuchten. Aus Sicht des Autors ist die KI aber noch auf den aktuellen Stand der Entwicklungen limitiert (das mag auch der Trennung von ChatGPT und Internet mit Ende 2021 geschuldet sein), muss jedoch unbedingt weiter beobachtet und forciert werden.

 

 


Hauptmann Johannes Ginthör, Teilnehmer der 23. Generalstabsausbildung des Österreichischen Bundesheeres, Forschungsinteressen Militär allgemein, Streitkräftplanung und -entwicklung. Derzeitiges akademisches Betätigungsfeld ist die Teilnahme an einem Masterstudium der Landesverteidigungsakademie in Wien. Bei den in diesem Artikel vertretenen Ansichten handelt es sich um die des Autors. Diese müssen nicht mit jenen des Österreichischen Bundesheeres übereinstimmen.


[1] Andreas Rotheneder, „Prinzipien der Strategie,” (Landesverteidigungsakademie, Wien, 2022), 12-13.

[2] Development, Concepts and Doctrine Center, „Global Strategic Trends – The Future Starts Today: Guidance,” https://www.gov.uk/government/publications/global-strategic-trends.

[3] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Global Strategic Trends,” Sixth Edition (Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2018), https://www.gov.uk/government/publications/global-strategic-trends, 7.

[4] Joint Committee on the National Security Strategy, „National Security Strategy and Strategic National Security Strategy and Strategic Defence and Security Review 2015: First Report of Session 2016-17,” (Online, 2016), 8.

[5] Development, Concepts and Doctrine Center, „Futures, Foresight and Horizon Scanning: Are you ready for the trends that will shape tomorrow?,” https://foresightprojects.blog.gov.uk/2018/10/19/are-you-ready-for-the-trends-that-will-shape-tomorrow/.

[6] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Force Concept: JCN 1/17,” (Ministry of Defence UK, Online, 2017), https://www.gov.uk/government/publications/future-force-concept-jcn-117, V.

[7] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Integrated Operating Concept 2025,” (Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2021), https://www.gov.uk/government/publications/the-integrated-operating-concept-2025.

[8] United Kingdom Government, „Development, Concepts and Doctrine Center,” zuletzt geprüft am 25.05.2023, https://www.gov.uk/government/groups/development-concepts-and-doctrine-centre.

[9] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Operating Environment 2035,” (Strategic Trends Programme, Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2015), https://www.gov.uk/government/publications/future-operating-environment-2035.

[10] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Global Strategic Trends,” Sixth Edition (Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2018), https://www.gov.uk/government/publications/global-strategic-trends.

[11] Development, Concepts and Doctrine Center, „Futures, Foresight and Horizon Scanning: Are you ready for the trends that will shape tomorrow?,” https://foresightprojects.blog.gov.uk/2018/10/19/are-you-ready-for-the-trends-that-will-shape-tomorrow/.

[12] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Global Strategic Trends,” Sixth Edition (Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2018), https://www.gov.uk/government/publications/global-strategic-trends, 7.

[13] Great Britain, Global Britain in a competitive age: The integrated review of security, defence, development and foreign policy presented to Parliament by the Prime Minister by Command of Her Majesty (London: HM Government, 2021), zuletzt geprüft am 23.05.2023, https://www.gov.uk/government/publications/global-britain-in-a-competitive-age-the-integrated-review-of-security-defence-development-and-foreign-policy.

[14] PW Singer und August Cole, „Stories From Tomorrow,” (Defence Science and Technology Laboratory, Online, 2021), https://www.gov.uk/government/publications/stories-from-the-future-exploring-new-technology-through-useful-fiction.

[15] Ibid., 11.

[16] Defence Science and Technology Laboratory, „Stories from the Future: exploring new technology through useful fiction,” zuletzt geprüft am 25.05.2023, https://www.gov.uk/government/publications/stories-from-the-future-exploring-new-technology-through-useful-fiction.

[17] Joint Committee on the National Security Strategy, „National Security Strategy and Strategic National Security Strategy and Strategic Defence and Security Review 2015,” 8.

[18] Great Britain, Global Britain in a competitive age: The integrated review of security, defence, development and foreign policy presented to Parliament by the Prime Minister by Command of Her Majesty (London: HM Government, 2021), zuletzt geprüft am 23.05.2023, https://www.gov.uk/government/publications/global-britain-in-a-competitive-age-the-integrated-review-of-security-defence-development-and-foreign-policy, 11.

[19] Development, Concepts and Doctrine Center, „Futures, Foresight and Horizon Scanning: Are you ready for the trends that will shape tomorrow?,” https://foresightprojects.blog.gov.uk/2018/10/19/are-you-ready-for-the-trends-that-will-shape-tomorrow/.

[20] Great Britain, Global Britain in a competitive age: The integrated review of security, defence, development and foreign policy presented to Parliament by the Prime Minister by Command of Her Majesty (London: HM Government, 2021), zuletzt geprüft am 23.05.2023, https://www.gov.uk/government/publications/global-britain-in-a-competitive-age-the-integrated-review-of-security-defence-development-and-foreign-policy.

[21] Ibid., 14.

[22] Ibid., 13.

[23] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Global Strategic Trends,” Sixth Edition (Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2018), https://www.gov.uk/government/publications/global-strategic-trends.

[24] Ibid., 7.

[25] Ibid., 11-15.

[26] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Operating Environment 2035,” (Strategic Trends Programme, Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2015), https://www.gov.uk/government/publications/future-operating-environment-2035.

[27] Ibid., VII.

[28] Ibid., 29-33.

[29] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Force Concept: JCN 1/17,” (Ministry of Defence UK, Online, 2017), https://www.gov.uk/government/publications/future-force-concept-jcn-117.

[30] Ibid., 5.

[31] Great Britain, Global Britain in a competitive age: The integrated review of security, defence, development and foreign policy presented to Parliament by the Prime Minister by Command of Her Majesty (London: HM Government, 2021), zuletzt geprüft am 23.05.2023, https://www.gov.uk/government/publications/global-britain-in-a-competitive-age-the-integrated-review-of-security-defence-development-and-foreign-policy, 6-11.

[32] Generalsstab / Abteilung Militärstrategie, „Trends und Konflikbild 2030,” (Wien, 2018), 1.

[33] Anmerkung des Autors: Die einzelnen Dokumente greifen ineinander, referenzieren aufeinander und der Prozess zielt darauf ab, ganzheitlich und in Summe aller Produkte ein Ergebnis zu erzielen.

[34] Anmerkung des Autors: Der Prozess beginnt bei der obersten Ebene, nutzt kreative, quantitative und qualitative Methoden und behält die Stringenz bis zum letzten Produkt bei.

[35] Johannes Ginthör, „Feldversuch „Strategic Foresight unter Nutzung von KI in Form von ChatGPT“.”

[36] Idem.

[37] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Operating Environment 2035,” (Strategic Trends Programme, Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2015), https://www.gov.uk/government/publications/future-operating-environment-2035, 27.

[38] Ibid., 26-26.

[39] Headquarters, Department of the Army, „FM 3-0: Operations,” (Washington, D.C., 2022).

[40] Headquarters, Department of the Army, „FM 3-0: Operations,” (Washington, D.C., 2022), 5.

[41] [1] TRADOC, „The U.S. Army in Multi-Domain Operations 2028: TRADOC Pamphlet 525-3-1,” (Online, 2018).

[42] Johannes Ginthör, „Feldversuch „Strategic Foresight unter Nutzung von KI in Form von ChatGPT“.”

[43] Idem.

[44] Development, Concepts and Doctrine Centre, „Future Operating Environment 2035,” (Strategic Trends Programme, Development, Concepts and Doctrine Centre, Online, 2015), https://www.gov.uk/government/publications/future-operating-environment-2035, 27-31.

[45] Johannes Ginthör, „Feldversuch „Strategic Foresight unter Nutzung von KI in Form von ChatGPT“.”

[46] Idem.

[47] NATO, Capability Codes and Capability Statements 2016.

[48] Ibid., 318.

[49] Ibid., 237.

[50] Headquarters, Department of the Army, „FM 3-0: Operations,” (Washington, D.C., 2022), 1-5.

[51] Johannes Ginthör, „Feldversuch „Strategic Foresight unter Nutzung von KI in Form von ChatGPT“.”

[52] Idem

[53] Idem.

[54] Idem.

[55] Idem.

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